Ein Restaurantbesuch auf indisch

Auf dem Schild steht „North Indian, South Indian, Chinese Veg Restaurant”. Die Wartezeit um hineingelassen zu werden beträgt noch 10 Minuten, also vertreten wir uns die Füße und tatsächlich nach kurzer Zeit werden wir eingelassen und nehmen Platz. Doch bis sich meine Gäste und ich auf dieses Restaurant geeinigt haben, ist bereits mehr als eine halbe Stunde vergangen und bis ich tatsächlich den ersten Bissen nehmen werde, wird noch viel mehr Zeit vergehen.

Die Fleischfrage

Die erste Frage, die man in Indien vor jedem Restaurantbesuch klären muss ist, ob man vegetarisch oder „non-veg“ essen möchte. Dementsprechend wird nämlich das Restaurant ausgesucht. Allerdings ist der Begriff „Vegetarier“ in Indien ein weit zu dehnender Begriff. Einige essen Huhn, Fisch und wieder andere Essen kein Ei (jedenfalls nicht an einem Dienstag oder am Freitag). Jedoch gibt es für jeden das passende Restaurant. Falls nicht, so bietet die Speisekarte eine genaue Aufteilung in vegetarische und fleischhaltige Gerichte.

Für Inder klingt es immer unglaublich, wenn man ihnen erklärt, dass man zwar ab und zu Fleisch isst, aber ansonsten vegetarisch lebt und man sich das Gericht hauptsächlich aufgrund des Geschmacks aussucht. In der Vorstellung der meisten Inder lebt man in Deutschland ausschließlich von Fleisch und kennt weder Gemüse noch nichtvegetarische Beilagen. Kommen die indischen Schüler dann während des Austauschs in Deutschland an, sind sie von der Vielfalt der Nudel- und Kartoffelgerichte, der Gemüseaufläufe und Salatvariationen zu tiefst überrascht.

Die Regionenfrage

Hat man also vor dem Restaurantbesuch die Fleischfrage geklärt, wird die Region näher eingegrenzt. Will man eher ein nordindisches Gericht mit Roti, Dahl und Raita zu sich nehmen, oder darf es ein südindisches Doza oder gar frittierte Idli sein? „Ein Restaurantbesuch auf indisch“ weiterlesen

Ein Besuch bei Cheshire Homes India

Cheshire Homes India
Das Eingangsschild der Einrichtung

Am 31. Oktober sind wir nach der Assembly zum Cheshire Home in Neu Delhi gefahren.  In dieser Betreuungseinrichtung für geistig und körperliche behinderte Menschen findet nicht zum einen eine Betreuung der Bewohner statt, zum anderen werden jedoch auch Kinder aus den Slumregionen Delhis beschult. Das neueste Projekt beschäftigt sich damit, behinderten Menschen einen Start ins Berufsleben zu ermöglichen. Der Besuch galt als Gegenstück zum Besuch der indischen Schüler in den KJF-Werkstätten Straubing.

Im Cheshire Home angekommen wurden wir in einen Raum geführt, wo schon mehrere geistig und körperlich eingeschränkte Personen warteten. Manche konnten noch reden und so unterhielten wir uns, da unsere Hindikenntnisse nicht ausreichten, mit der Hilfe unserer ustauschpartner mit den Bewohnern. Dabei erfuhren wir von einigen etwas mehr über die Vergangenheit und dem jetzigen Leben im Heim.

Danach wurden wir von einem der Bewohner, der nicht mehr sprechen konnte, herumgeführt. Dank seiner Gestik erfuhren wir jedoch noch vieles über das von der Europäischen Union geförderte Heim.

Geschrieben von Regina L.

Einkaufen auf dem Markt

DLF-Mall
In der DLF-Mall

„Wir treffen uns in der Mall“ ist ein Satz, den sich indische wie deutsche Schüler gerne noch nach der Pause zurufen (bzw. per WhatsApp schreiben). Die Mall in Indien gilt als der perfekte Konsumtempel und gerade in Noida findet man mitunter die größten Malls Indiens. Sie beinhalten meist sämtliche Markengeschäfte der Welt, Lebensmittelmärkte und fast immer ein ganzes Stockwerk mit Restaurants. Touristen wie Inder besuchen sie regelmäßig um eine ganz spezielle Kurta oder die neuesten Kopfhörer zu kaufen. Doch der Einkauf für den täglichen Bedarf läuft eigentlich fast immer auf dem Markt ab.

Indische Märkte, das sind bunte, laute Straßenzüge in denen Händler auf Holztischen oder einfach auf einer Decke am Boden ihre Wahren aufgeschichtet haben. Kleidung, Bücher, Magazine aber auch Küchenutensilien und Gemüse. Zusätzlich ist die Straße dicht von winzigen Geschäften gesäumt, die ebenfalls Dinge für den täglichen Bedarf anbieten. In diesen zur Straße hin offenen Läden sieht man sich aber nicht um, sondern man nennt beim Betreten des Geschäftes einfach, was man haben möchte und der Ladenbesitzer zieht den Gegenstand scheinbar mühelos in der für den Einkäufer chaotisch anmutenden Anhäufung von Waren aus dem Regal.

Weil das Einkaufen so anstrengend ist, kann man auf dem Markt auch noch ein paar Snacks kaufen. In Mitten der Kleiderverkäufer stehen riesige Töpfe bereit, in denen Samosas frittiert oder Chai gekocht wird. Daneben wird in ganz ähnlichen Töpfen Kleidung nach dem Wunsch des Kunden neu eingefärbt, denn auch Dienstleitungen werden auf dem Markt feilgeboten. Irgendwo sitzt auch immer ein Mann an einer Nähmaschine und kürzt Hosen, näht Risse oder fertigt aus mitgebrachten Stoffen ein neues Hemd an.

Marktimpressionen

Die Preise auf dem Markt sind im Gegensatz zu den Malls deutlich reduziert. Oft ist es auch angebracht die Qualität der Produkte vor Ort zu überprüfen, aber für den Alltag macht es ja keinen großen Unterschied, wenn ein Aufdruck an einem T-Shirt einmal nicht perfekt sitzt.

Märkte, das ist das alte und das neue Indien, konzentriert auf wenige Quadratmeter. Junge Menschen in stylischer Kleidung kaufen hier genau so ein wie die ältere Aunty aus dem Nachbarblock. Farben, Geräusche und Gerüche stellen für jeden Besucher eine Herausforderung dar. Die Streetfoodstände sind legendär und wenn man seine Händler kennt, kann man auch das eine oder andere Schnäppchen machen. Nur den Schülern bleiben die Ecken meist verborgen. Ihnen ist das Gewusel meist zu viel und sie treffen sich dann doch wieder lieber in der Mall.

Nicos Diwali

Happy Diwali!  Unter diesem Motto steht der heutige Tag. Wie wir schon seit unserer Ankunft bemerkt haben, ist Diwali das wichtigste Fest in der indischen Kultur.

Vorbereitungen

Seit Tagen werden schon Geschenke, die für mehrere 100€ gekauft wurden, an Freunde und Familie verteilt. “Family Time“ ist in dieser Zeit besonders wichtig, das heißt Freunde und Familie kommen zu Besuch oder werden besucht. Zitat meines Gastvaters „we change presents“. Das trifft es meiner Meinung nach sehr gut, denn alle Gäste bringen auch Geschenke mit und ein Geschenk ist hier nicht etwa eine kleine Aufmerksamkeit sondern eine üppig gefüllte Tüte, meist voll mit Essen, was, glaube ich, nach Diwali das wichtigste in dieser Kultur ist. Wer sein Hungergefühl mal gerne in den Urlaub schicken würde, dem kann ich Indien nur empfehlen, denn Wörter wie „Hunger“ oder „satt“ befinden sich nicht im indischen Wortschatz.

Hintergrund

Im eigentlichen Fokus von Diwali steht aber, um es allgemein auszudrücken, der Sieg des Guten über das Böse, da aber in jeder Region eine andere Geschichte geglaubt wird, kann ich nur die Geschichte meiner, also der nördlichen Region, erläutern. Hier wird gefeiert, dass der Gott Ram mit seiner Frau und seinem Bruder nach 14 Jahren im Exil in seine Hauptstadt zurückkehrte. Da es aber sehr dunkel war erleuchteten ihm, laut der Legende, die Menschen mit kleinen Lampen seinen Weg nach Hause.

So werden auch noch heute kleine Öllichter aufgestellt und Häuser mit bunten Lichterketten beleuchtet. Um es zusammenzufassen befinden wir uns hier gerade mitten im indischen Weihnachten.

In diesem Sinne Happy Diwali!

P.S. Bilder folgen!

Geschrieben von Nico P.

Karva Chauth

Am Samstag, den 28.10 , feierte meine indische Gastfamilie das Fest Karva Chauth. Es ist ein Fastenritual, mit welchem die Frauen ihren Ehemännern ein langes und schönes Leben gewährleisten.

Austauschschülerinnen
Zwei glückliche Austauschschülerinnen

Wir wurden am Samstagvormittag mit der Information geweckt, dass um 16 Uhr die Gäste kommen und wir uns langsam fertig machen sollen. Dann mussten Aditi und ich zum Markt, um Geschenkpapier zu kaufen. Zuhause packten wir dann zusammen mit ihrer Mutter kleine Geschenke, wie z.B. Haarklammern, Ketten, etc., ein. Dabei fiel mir auf, dass meine Gastmutter keine Schere benutzte. Als ich sie darauf ansprach, meinte sie, es hätte was mit dem Feiertag zu tun, genau konnte sie es mir jedoch nicht erklären.

Geschichtenerzählen
Beim Geschichtenerzählen

Um 16 Uhr kamen dann die Gäste, welche ca. 15 Freundinnen von meiner Gastmutter waren. Alle indisch bekleidet und sehr geschminkt. Nachdem alle angekommen waren und mit vielen „Namaste“s begrüßt wurden, begann schließlich die Party. „Karva Chauth“ weiterlesen

Schwere Last

Als unser Bus vor einem großen  Bürogebäude mit gut gepflegtem Rasen hält deutet nichts darauf hin, dass dahinter in mühsamer Handarbeit Eisenbahnwaggons hergestellt werden.

Die Schüler beider Partnerschulen wurden von Modern Industries in Sahibabad eingeladen die Produktion von Schwerlastwaggons zu begleiten. Dazu werden die Austauschteilnehmer zunächst in den Konferenzraum gebeten, in dem sie in einer knappen Präsentation die Geschichte und die Struktur der Firma kennenlernen durften. Die Vertreter luden anschließend zur Diskussion ein und so wurde heftig über chinesische Produktionsstandorte oder über die Herkunft und die Qualität des indischen Stahls debattiert.

In einer mehrstündigen Führung ging es dann durch das Fabrikgelände. Vorbei am Stahllager, konnte man bei der Schneideabteilung schon von weiten die Vibrationen im Boden spüren, die bei den einzelnen Stanzarbeiten entstehen. Die beiden Führer erklärten bereitwillig die einzelnen Stationen und so konnten die Austauschteilnehmer auch das Labor der Qualitätssicherung oder die kleinen Trainingsräume der Schweißer besuchen. Wie in Deutschland sind auch in Indien gut qualifizierte Arbeitskräfte rar. In Indien kommt jedoch dazu, dass ein großer Teil der Arbeiter sich nach der firmeneigenen Ausbildung von anderen Fabriken abwerben lässt.

Überall auf dem Gelände sprühten die Funken der Plasmaschneider und Schweißgeräte. „Schwere Last“ weiterlesen