Wenn ein Deutschland ein T-Shirt in den Handel kommt, so hat es bereits eine lange Reise hinter sich. Die wenigsten Markenshirts werden noch in Deutschland gefertigt, sondern kommen aus asiatischen Ländern wie z. B. aus Indien.
Heute hatten die deutschen Austauschschüler des Johannes-Turmair-Gymnasiums die Gelegenheit die Bekleidungsfabrik Paragon in Noida zu besichtigen. Das besondere an dieser Fabrik ist, dass sie nicht nur für den indischen Markt produziert, sondern auch so bekannte Marken wie Nike, Adidas, Levi’s oder Benetton beliefert. In dieser Fabrik werden daher heute buchstäblich die Shirts hergestellt, die übermorgen in Deutschland verkauft werden. Einen besseren Einstand in unser Austausch-Projekt „From Mittelstand to Global Players“ hätten wir uns nicht wünschen können.
Von der Besitzerin herzlichst empfangen führte uns der Chef höchstpersönlich durch das Stofflagerhaus. Dort findet bereits die ersten Kontrolle statt. Jede Stoffbahn wird auf jeden erdenklichen Fehler hin untersucht und nur einwandfreie Stoffe kommen in den Zuschnitt. Über mehrere Stationen hinweg werden dort stapelweise Stoffe für einzelne Pullover, Shirts oder Jacken zugeschnitten, mit eindeutigen Identifikationsnummern versehen und sortiert. Nach jedem Schritt findet dabei erneut eine Qualitätskontrolle statt.
Ein Stockwerk höher werden die Einzelteile schließlich zusammengenäht, noch einmal kontrolliert und verpackt. Dazwischen fand noch das Aufsticken von Emblemen, der Druck von Logos oder das Einpressen von Produkt- und Waschinformationen statt.
Am meisten beeindruckend war die Produktvielfalt, die in einer einzigen Fabrik hergestellt wird. Die zahlreichen Näherinnen arbeiten zeitgleich an sämtlichen in Deutschland bekannten Marken und Kontrolleure überprüfen bei ihnen jeden Arbeitsschritt. Den Preis, für den z. B. ein T-Shirt dann im Geschäft verkauft wird, wird von den Auftraggebern festgelegt. Für welchen tatsächlichen Preis ein Shirt an diesen Auftraggeber verkauft wird und wie hoch die Produktionskosten sind konnte und wollte man uns natürlich nicht sagen.
Für die Turmair-Schüler war es eine einmalige Gelegenheit eine der so oft in den Medien diskutierten Kleidungsfabriken aus nächster Nähe zu sehen. Es könnte durchaus sein, dass dieser Einblick, den die Schüler in den Herstellungsprozess erhielten, ihr Einkaufsverhalten nachhaltig verändern wird. Denn warum sollte man horrende Preise für eine bestimmte Marke ausgeben, wenn eine billigere Marke von den gleichen Arbeiterinnen an den gleichen Maschinen hergestellt wird? Auch war es beeindruckend zu sehen, dass im Gegensatz zu den vielen Fabriken, die in den Medien immer wieder kritisiert werden, diese Fabrik mehrere Zertifikate für Nachhaltigkeit erhielt, sich aktiv gegen Kinderarbeit ausspricht und dennoch lukrativ arbeiten kann.