Von einem der auszog ein Visum zu beantragen

Nach mehr als fünf Jahre Indienaustauscherfahrung müsste man meinen, dass die alljährlichen Aufgaben immer leichter von der Hand gingen. Doch manchmal wird man, trotz aller Routine, Jahr für Jahr von Neuem auf die Probe gestellt. So auch beim Visaantrag für unser Deutsch-Indisches-Austauschprojekt.

Bei der EinreiseWie jedes Jahr machte ich mich nach den Sommerferien nach München auf, um dort beim zuständigen Servicebüro die Anträge für das Indienvisum abzugeben. Anders als bei den Touristenvisa, die online beantragt und auch gleich ausgedruckt werden können, muss man beim Schüleraustausch einen mehrseitigen Antrag ausfüllen, bei dem die eigene Vergangenheit und die der Eltern penibel abgeprüft wird. Die Schüler waren jedoch gut vorbereitet und alle Anträge waren sorgsam ausgefüllt, unterschrieben und mit Bildern der richtigen Größe versehen. Daher war ich noch guten Mutes, als ich dem Sachbearbeiter freudestrahlend den Packen Reisepässe und Visaanträge überreichte. Ein kurzes Stutzen und anschließendes Augenrollen seinerseits ließ jedoch auf nichts Gutes hoffen.

Reisepass
Ein deutscher Reisepass

„Tut mir Leid, alles falsch! Sie müssen noch einmal kommen!“ erklärte mir freudestrahlend der Mitarbeiter. „Sie haben ja alle ein Entry-Visum beantragt!“ Nun muss man erklären, dass es für einen Indienaufenthalt mehrere Visum-Arten gibt, deren Anträge sich ausschließlich im Ankreuzen eines anderen Kästchens unterscheiden. Vor drei Jahren mussten z. B. alle Schüler noch „Student-Visa“ auswählen; dies wurde jedoch ohne Angabe von Gründen auf „Entry-Visa“ geändert. Was sollte also falsch sein?

„Wir haben die benötigte Visum-Art auf Student-Visum geändert“ erklärt mir nun mein Gegenüber im Service-Office. Warum das gemacht wurde, konnte er mir jedoch nicht sagen. Er war sich nur sicher, dass all unsere Anträge nun ungültig seien und alles von Schülern, Eltern und Lehrer neu ausgefüllt werden müsste. Ein vorhaben, dass auch bei einer zuverlässigen Schülergruppe auch leicht über eine Woche dauern könnte.

Einreisestempel
Ein Reisepass voller Einreisestempel

Auch der Einwand, dass auf der Homepage immer noch die alte Regelung gefordert wurde und sich außer einem Kreuz auf dem Papier nichts ändern würde, ließ ihn nicht von seinem Standpunkt abrücken! Doch dann kam ihm die rettende Idee: Für eine Service-Fee von zusätzlichen 7 € pro Visum könnten ja die Sachbearbeiter den Visumstyp ändern. Die Mehrkosten von ca. 80 € seien doch bestimmt vertretbar. Zähneknirschend stimmte ich zu!
Bei der Nachfrage, wann wir denn die Pässe wieder abholen könnten, gab es die zweite Überraschung. Die Reisepässe werden nur noch per Post verschickt! Dies ist jedoch ausschließlich in einem versicherten DHL-Paket für ca. 23 € möglich. Pro Reisepass! Die Ausgaben für unser durch internationale Abkommen als „gratis“ bezeichnete Visum für Schüleraustausche hat sich dadurch auf ca. 40 € pro Person erhöht.

Nur durch das Verständnis des Sachbearbeiters konnten wir vereinbaren, dass ausnahmsweise mehrere Pässe in einem Paket verschickt werden können.

Nun hat sich also das Visum-Prozedere zum wiederholten Male ohne Angabe von Gründen und ohne Vorankündigung geändert. Die bearbeitende Stelle wurde vom Konsulat in die Schellingstraße verlegt, die Gebühren erhöht, die Art des Visums verändert und der Abholservice abgeschafft. Eine fehlerfreie Vorbereitung auf unsere jährliche Reise macht ein solches Vorgehen leider unmöglich. Schade!

So bleibt mir nur die Hoffnung, dass wir auch nächstes Jahr unsere Anträge wieder – mit mehr oder weniger Mühe – rechtzeitig abgeben und schließlich mit einem gültigen Visum in Neu Delhi einreisen können.

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