Der Blick durch die Windschutzscheibe reicht nur einige Meter weit. Noida ist in einen Dunstschleier gekleidet.
In Delhi bleiben die Schulen heute geschlossen, Zeitungen warnen die Bevölkerung vor Gesundheitsschäden durch besonders gravierende Luftverschmutzung. Ich erwarte, heute auf der Straße weniger Autos zu sehen, doch es scheint alles seinen normalen Gang zu gehen. Man hat sich daran gewöhnt. Es ist, als wollte Mutter Erde uns just am heutigen Tag ein Zeichen geben: “Stoppt diesen Wahnsinn! Seht ihr nicht, welche Verbrechen ihr an der Natur begeht?” Umso bedeutungsvoller werden diese Ereignisse, da sie mit dem letzten Tag der UN-Simulation an der Lotus Valley International School (MUN – Model United Nations) zusammentreffen – eine Veranstaltung,in deren Mittelpunkt vor allem der Klimaschutz steht.
Ich, die ich den blauen Himmel über mir und die frische Luft in meinen Lungen gewöhnt bin, kann und will mich jedoch nicht an beißenden Smog, an giftige Gewässer, an die fortschreitende Zerstörung der Umwelt gewöhnen. Es bleibt mir daher nur die Hoffnung, dass schul- und länderübergreifende Veranstaltungen wie MUN unter den Jugendlichen ein Bewusstsein dafür schaffen, wie dringend es bereits geworden ist, JETZT unsere Gewohnheiten zu ändern, um nachhaltiger zu leben.
Wir würden unseren Kindern sicher nicht 50 Zigaretten am Tag zu rauchen geben, lassen wir also nicht zu, dass ein Kind in Delhi an jedem normalen Tag die gleiche Menge an Schadstoffen über die Luft zu sich nimmt! Lassen wir nicht zu, dass colorful India irgendwann nur noch grau ist.
Geschrieben von Christina Wiedemann