Der Straßenverkehr in Delhi: Ein Abenteuer auf vier Rädern

von Johannes S.

Straßenverkehr ist in jedem Land unterschiedlich geregelt. Wir Deutsche brauchen dabei nur mal an Italien denken! Dort werden Geschwindigkeitsbegrenzungen regelmäßig ignoriert und einfach der Ortskenntnis angepasst. Doch wer meint, dass der italienische Verkehr schlimm ist war noch nie auf Indiens Straßen unterwegs.

In Delhi, einer der bevölkerungsreichsten Städte der Welt, leben knapp 33 Millionen Menschen! Und viele diese Menschen müssen in der Früh zur Arbeit, am Abend wieder nach Hause und zwischendurch zum Einkaufen oder zu wichtigen Terminen fahren. So ist es kein Wunder, dass es in Delhi viel Fahrzeuge gibt. Offiziellen Angaben nach sind 14 Mio. Fahrzeuge in Delhi registriert. Diese Zahl umfasst nicht nur um Autos, sondern auch um Motorräder, Lastwägen, Three Wheelers und alle Arten von Lastenfahrzeugen.

Personen- und Lastentransport auf indisch
Personen- und Lastentransport auf indisch

Durch diese unvorstellbar großen Zahlen auf verhältnismäßig wenig Platz kommt es regelmäßig zu Staus und es kann sehr gut vorkommen, dass man für eine Strecke von zehn Kilometern über eine Stunde Stopp and Go fahren muss. Aber auch außerhalb der Rush Hour, wenn die Straßen komplett verstopft sind, zieht sich der Verkehr stark, da ein Stau (z. B. durch eine die Straße überquerende Kuh) teilweise einfach aus dem Nichts auftaucht. 

Straßenqualität

Entweder sind die Straßen gigantisch groß mit acht Spuren pro Richtung oder sie sind „klein“ mit nur zwei Spuren pro Fahrtrichtung. Die Qualität der Straßen ist gewöhnungsbedürftig, da es viele tiefe Schlaglöcher (sogar auf den Autobahnen) gibt und wenn mal kein Schlagloch in der Nähe ist muss man über eine Speed Bump fahren.  Spektakulär sind auch die Auffahrten zu den Flyovers, die oft gar nicht asphaltiert sind und von uns Deutschen eher als Feldwege, denn als offizielle Zufahrten angesehen werden.

Arten von Fahrzeugen

Ein Three Wheeler, Auto, oder einfach das praktikabelste Verkehrsmittel Delhis

In Indien gibt es nichts, was es nicht gibt an Fahrzeugen. Diese Aussage bezieht sich dabei auf Marke, Modell oder Antriebsart gleichermaßen. Die meist verwendete Antriebsart ist CNG, weil das im städtischem Stop and Go Verkehr effizienter und billiger als ein Benzin oder Dieselmotor ist. Bei den Marken entdeckt man Marken, die in Deutschland gänzlich unbekannt sind. Zum Beispiel Tata, die mit dem Tata Nano einen Kleinwagen in der Größe eines Smarts im Programm haben. Natürlich sieht man auch die europäischen und asiatischen Marken die wir von zuhause kennen aber in viel geringerer Anzahl . 

Bettler

Eine weitere Besonderheit sind die Bettler, die an roten Ampeln an Kreuzungen zwischen den Fahrzeugen hin und her gehen und um Geld betteln. Meiner Erfahrung nach gibt drei Arten von Bettlern: Erwachsene Bettler, Trans Bettler, die sich durch ein mehrfaches Klatschen in die Hände zu erkennen geben und Kinderbettler. 

Dabei handelt es sich meistens um Straßenkinder, die in Banden organisiert sind oder von den Eltern zum Betteln geschickt werden. Wenn sie diesen Kindern helfen wollen, geben sie ihnen kein Geld, sondern spenden sie z.B. an die Butterflies oder Sunshine Stiftung die Kinder bezahlt damit sie zur Schule gehen, um ihnen für später eine Perspektive zu geben und sie von der Straße zu holen. 

Lange Rotzeiten an den Ampeln

Gleich geht’s an der Ampel los! Oder nicht?

Wartezeiten von mehr als vier Minuten sind keine Seltenheit und eher die Regel an Kreuzungen. Dabei kann man an einer Anzeige sehen, wie die Sekunden bis zur nächsten Grünphase herunterzählen. Oft stockt die Anzeige bei z. B. 70 Sekunden und man fährt dann einfach auf gut Glück los.

Unsortierte Kuriositäten

Es gibt keine allgemeine Gurtpflicht. Nur Fahrer und Beifahrer müssen sich anschnallen; die Personen im Fond können sich dem ja freiwillig anschließen. 

Die Hupe wird ständig benutzt. Entweder um anderen Fahrern zu sagen, dass sie überholt werden, beim Überholen besser aufpassen sollen, oder um mitzuteilen, dass man schneller oder langsamer fahren soll. Was das Hupkonzert schlussendlich bedeutet muss man aus dem Kontext selbständig erschließen.

Keine Autoausstellung, sondern der alltägliche Stau

Es gibt sehr viele Motorradfahrer und weil sie klein und wendig sind, versuchen sie sich durch jede noch so kleine Lücke zu zwängen, was oft lebensgefährlich ist. Die Tatsache, dass nur ca. die Hälfte von ihnen ein Helm trägt und auf dem Motorrad bis zu 5 Passagiere fahren, macht die Sache auch nicht besser. 

Rettungsgassen werden nicht gebildet. Wenn ein Krankenwagen kommt, hat er sich dem Verkehrsfluss anzupassen, wie jedes andere Fahrzeug auch.

Fazit

Der Straßenverkehr in Delhi ist ein Abenteuer für sich. Die Mischung aus Menschenmassen, Fahrzeugflut und den vielen kleinen und großen Besonderheiten macht jede Fahrt zu einem einzigartigen Erlebnis. Was man aus Indien auf jeden Fall mitnimmt, ist eine neue Wertschätzung für den geordneten Verkehr in Deutschland.

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